Gibt es Rassismus im Scrapbooking? / Does racism exist in scrapbooking?

Gibt es Rassismus im Scrapbooking

Dieser Artikel entstand als Reaktion auf den Beitrag “No diversity, und gibt es Rassismus in der Scrapbooking-Szene?” von Barbara von Scrapimpulse kürzlich gepostet hat. Und ich muß als Erstes gestehen: Da habe ich mir bisher eigentlich keine Gedanken drum gemacht.
This article is intended as a reaction on Barbara’s recent blog post “No diversity, und gibt es Rassismus in der Scrapbooking-Szene?? on Scrapimpulse. And firstly I have to admit: I didn’t think about it until now.

Meinung / Opinion

Gelegentlich äußere ich hier auch mal meine Meinung. Ob zum Thema Einkaufen bei Etsy oder auch mal zum Thema Ideenklau bei #isupportdesignnotcrime. Ich finde es gut und wichtig, daß Bloggerinnen wie z.B. Barbara von Scrapimpulse gelegentlich unser aller Aufmerksamkeit auf Dinge lenken, die vielleicht nicht so super laufen.
From time to time I share my opinion. Whether concerning shopping at Etsy or what I think about plagiarism at #isupportdesignnotcrime. I like and I think it is important that bloggers like for example Barbara from Scrapimpulse draw our attention to topics that maybe aren’t as good as they should be.

Warum war das (bisher) kein Thema für mich? / Why it wasn’t a topic for me (so far)?

Sehr wahrscheinlich, weil ich selbst eine helle Hautfarbe habe. Und wahrscheinlich, weil ich tatsächlich niemanden in meinem Bekanntenkreis habe, der eine dunkle Hautfarbe hat. Ich habe eine Menge Freunde und Bekannte mit Migrationshintergrund, aber eben niemanden, der optisch nicht-weiß wäre.
Most probably, because my skin is white. And maybe because indeed I have nobody with colored skin in my circle of friends. I have a lot of friends with migration background, but none of them is not white optically.

Warum ist das so? / What is the reason?

Ganz ehrlich: Keine Ahnung. Auf jeden Fall kann ich sagen, es geschah nicht mit Absicht. Bis auf einen Arbeitskollegen vor langer Zeit bewegen sich offenbar in meinem Umkreis praktisch nur Menschen mit heller Hautfarbe. Und wenn ich auch bestimmt nicht komplett ohne Vorurteile bin (wer ist das schon?), so möchte ich aus vollem Herzen dieses Meme zitieren, daß mir vor längerer Zeit mal begegnet ist:
To be honest: I have no clue. In any case I can say, it wasn’t on purpose. Except for one colleague at work long time ago, obviously there are practically only people with a white skin in my environment. And even though I certainly I am not free of prejudices (who can say he is?), I want to quote this meme from the heart, that I read some time ago:

Mir ist so egal,
wo jemand herkommt,
wie er aussieht,
was er anzieht
oder wen er liebt.

Nicht egal ist mir, wie er sich benimmt.

I couldn’t care less,
where someone comes from,
how he looks,
how he dresses
or whom he loves.

But I do care about how he behaves.

Was hat das nun mit Scrapbooking zu tun? / What has this got to do with scrapbooking?

Die Fragestellung, die Barbara aufgeworfen hatte und die sicherlich in den USA noch wesentlich mehr diskutiert wird, ist:
The question Barbara asked and for sure is discussed even more in the USA is:

Werden Menschen, die nicht weiß sind, im Scrapbooking ignoriert?
Are people who have no white skin ignored in scrapbooking?

Wenn man darüber mal etwas genauer nachdenkt und sich so seine Materialien und das Online Geschehen bei vielen Herstellern anschaut, dann muß man sagen: Ja, daß es Rassismus im Scrapbooking gibt, das ist gar nicht zu weit hergeholt. Da gibt es nicht allzu viel Material, das z.B. Personen mit dunkler Haut darstellt.
If you think about it carefully and take a look at the materials and what’s going on online at a lot of manufacturers, then you have to say: Yes, racism in scrapbooking, that’s not too farfetched. There is not too much material that shows people of color.

Aber nicht nur people of color sind betroffen / But not only people of color are concerned

People of color (= Menschen mit dunkler Hautfarbe) sind nicht die einzigen, die praktisch nicht im Scrapbooking-Zubehör stattfinden. Wenn man mal genauer nachdenkt, fehlen noch andere Themen. So findet man zuhauf z.B. Stempel zum Thema Weihnachten. Aber wo sind z.B. die Stempel zum Chanukka oder zum Fastenbrechen? Möglicherweise ist die Idee des Geschenke bastelns oder Scrapbookings für diese Gelegenheiten gar nicht so angesagt. Aber möglicherweise findet es auch einfach nicht statt, weil schlicht die Materialien dafür fehlen? Vermutlich ist es eine Mischung aus beidem.

People of color are not the only ones that don’t take place in scrapbooking accessories. If you reconsider, there are more subjects missing. You’ll find tons of stamps for Christmas for example. But where are stamps for Chanukka or fast breaking at the end of Ramadan? Maybe it is not common to handicraft or to scrapbook for these occasions. But maybe it doesn’t take place because material is simply missing? Probably it is a combination of both.

Was tun die großen Hersteller? / What are the big companies doing?

Nicht so wirklich viel, fürchte ich. In jedem Fall positionieren sich die wenigsten offensiv, z.B. im Zusammenhang mit der Black Lives Matter Bewegung. Dabei kann ich auch durchaus nachvollziehen, daß man sich als Hersteller von Bastelsachen vielleicht aus politischen Diskussionen heraushalten möchte. Aber: Man hat trotzdem die Möglichkeit, ganz einfach und ganz dezent die Situation zu verändern und Rassismus im Scrapbooking zu verhindern. Indem man Materialien anbietet, die entsprechende Motive bieten. Oder indem man Designer oder Designteam-Mitglieder mit vielfältigem Background und Herkunft auswählt. Und indem man Mitarbeiter beschäftigt, die eben “nicht-weiß” sind. Insofern würde ich es schon begrüßen, wenn sich die Firmen da breiter aufstellen würden, um schon alleine den Anschein zu verhindern, daß es Rassismus im Scrapbooking gibt.

Not much, I’m afraid. At any rate most of them don’t position themselves actively, for example in relation with Black Lives Matter. Though, I can understand that as a manufacturer of handicraft items you maybe avoid political discussions. But: There is a simple and discreet way to change the situation. By offering material for special occasions. By choosing designer or designteam members with various backgrounds and extraction. And by hiring staff that is not white. In this respect I would appreciate if the companies would offer a wide range to avoid any hint for racism in scrapbooking.

Auch ein Thema in Deutschland? / A topic in Germany, too?

Mit Sicherheit, wenn vermutlich auch nicht so auffällig, wie in den USA, wo es schlicht einen höheren Bevölkerungsanteil mit dunkler Hautfarbe gibt. Aber auch hier leben Menschen mit vielfältiger Herkunft und unterschiedlichem Aussehen. Die vielleicht scrapbooken oder einfach basteln möchten. Und auch die würden sich sicher freuen, wenn sie für sich und ihre Lebenssituation passende Materialien finden.
For sure, even though not as striking as in the US, where simply more people of color lieve. But here are living people of various backgrounds and various appearance, too. Who maybe like to scrapbook or craft. And most probably they would be glad to find material that matches their situation of life.

Was bleibt also? / What’s remaining?

Ich werde wohl eher keine Chanukka-Karte basteln, denn ich habe niemanden jüdischen Glaubens in meinem Bekanntenkreis. Aber man kann trotzdem aufmerksam bleiben und wenn es vielleicht nur ein positiver Kommentar ist für ein gelungenes Beispiel. Was ich im Übrigen für sowieso besser halte, als Unfrieden und Hasskommentare zu verbreiten. In diesem Sinne möchte ich dir diesen kleinen Denkanstoß zum Thema, ob es Rassismus im Scrapbooking gibt mit in die Woche geben. Manchmal muß man vielleicht einfach rechts und links der eigenen Wege schauen.

Most probably I will not make a Chanukka card, because I have no Jewish people in my circle of friends. But one can stay attentive and maybe just leave a positive comment on a good example. Which I recommend anyway, even better than spreading strife and hate. In this spirit I’d like to give you this little food for thought, if racism exists in scrapbooking. Sometimes you have to look aside of one’s own ways.

Meinungsaustausch / Exchange of views

Danke, daß du dir die Zeit genommen hast, meine Gedanken zu lesen. Bist du meiner Meinung? Oder möchtest du mir lieber widersprechen? Höfliche und sachliche Kommentare sind jederzeit gerne willkommen!
Thank you for taking your time to read my thoughts. Are you with me? Or would you like to contradict me? Polite and objective comments are always welcome!

(Bild oben/Pic above: Idea-Ology Paper Dolls)

4 Antworten auf „Gibt es Rassismus im Scrapbooking? / Does racism exist in scrapbooking?“

  1. Ich gebe mal meinen Senf dazu, hast du dir bestimmt gedacht… ?
    Kein Hersteller wird Stempel etc. herstellen, die – nur weil es gerade in oder politisch gewünscht ist – Schwarze oder Moscheen oder sonstwas zeigen, sich aber nicht verkaufen. Minusgeschäft, um ein Zeichen zu setzen? Absurd. Einstellungsgespräche gehen mich auch nichts an. Wer und wie viele haben sich denn genau beschwert? Wo sind die Fakten?

    Und dann noch: erst soll ich China-Ware boykottieren, jetzt vielleicht auch noch alle Waren aus USA? Toll, dann können die Shops hier in DE wirklich dicht machen, was ja bei „I support…“ so sehr befürchtet wurde. Ist jetzt alles anders?

    Mir ist es völlig egal, ob jemand schwarz, weiß oder gelb ist. Wenn mir was gefällt, dann sage ich das und gut. Aber ein tolles Hobby jetzt auch noch politisch korrekt hinbiegen zu wollen, da bin ich raus.

    Und letztendlich würden zB Moslems niemals Motive ihrer Religion von uns Ungläubigen oder Christen kaufen.

    Meiner Meinung nach war der Beitrag unnötig, da du das Thema am Schluss aus der Hand gegeben hast aufgrund fehlender Personen oder Anlässe. Ich finde, da wäre mindestens ein Beispiel angebracht gewesen.
    Und: Ich brauche keine politische Diskussion auf einem Bastelblog, von daher sag ich jetzt erstmal Tschüüüüüüß! ?

    LG Heike

    PS: Werden den Bastelshops in DE jetzt eigentlich Quoten auferlegt???

    1. Hallo liebe Heike,
      daß mein Beitrag aus journalistischer Sicht vielleicht nicht korrekt erstellt ist, liegt schlicht daran, daß ich keine Journalistin bin. 😉 Es handelt sich ausschließlich um eine Äußerung meiner persönlichen Meinung. Weitere Hintergründe waren auf dem Beitrag von Barbara verlinkt und ich wollte nicht einfach ihren Beitrag “wiederkäuen”. 🙂 Wer mag, kann sich gerne weiter belesen. Gerne auch auf journalistisch ordentlich aufgearbeiteten Quellen. 🙂

      Wenn ich dir noch einen Gedanken mitgeben darf: Würdest du es nicht auch seltsam finden, wenn du für deine Karten und Alben nur Darstellungen von dunkelhäutigen Menschen kaufen könntest? Würdest du dich dann nicht auch unterrepräsentiert fühlen? Oder einfacheres Beispiel: Deutsche Bastelfreund/innen sind/waren imemr froh, wenn sie auch deutsche Wortstempel oder -stanzen bekommen. Nicht jeder ist des Englischen mächtig. Da freut man sich doch auch, wenn Material angeboten wird, das zu einem selbst paßt. 🙂

      In diesem Sinne, vielen Dank, daß du dir trotzdem die Zeit genommen hast, mir zu antworten. Und beim nächsten Mal gibt es ja auch für dich wieder was Gebasteltes zu sehen. 😉
      Liebe Grüße
      Anka

      P.S.
      Ich habe an keiner Stelle dazu aufgerufen, irgendeinen Hersteller deswegen zu boykottieren. Bitte auch journalistisch schlecht recherchierte Beiträge genau lesen. 😉

  2. Hallo Anka,

    erst mal vorneweg: Ich finde Deinen Beitrag großartig geschrieben und auch der Artikel von Barbara war richtig stark und beide regen zum Nachdenken an.

    Ich persönlich habe im erweiterten Bekanntenkreis eine Freundin, deren Hautfarbe dunkel ist. Sie ist in Deutschland geboren und aufgewachsen, hat hier studiert, einen weißen Mann geheiratet und einen tollen Sohn bekommen. Zwischen uns war das nie ein Thema; jedoch hat sie auch einschneidende Erfahrungen machen müssen (“Oooh, Sie sprechen aber gut Deutsch. Ach, und Sie haben studiert? Ja, hier in der Zivilisation haben ja ALLE sooo viele Möglichkeiten, man muss nur wollen.”)
    Kotz!

    Die Hersteller der Sachen oder die Bastler*innen können doch nicht einfach davon ausgehen, dass schwarze Menschen, Latinos, Asiaten oder Angehörige verschiedener Glaubensrichtungen oder der LGBTQ-Community diesem Hobby nicht frönen oder die Sachen nicht kaufen?! Oder dass es ein typisches Frauenhobby ist? In der Vergangenheit (Zeitalter der Industrialisierung) wurde Diversität nicht thematisiert und deswegen wurde dem keine Beachtung geschenkt. Umso wichtiger finde ich, dass Ihr Bastler da den Finger in die Wunde legt und das bei den Herstellern/Lieferanten aktiv einfordert. Denn sonst wird sich nie was ändern.

    Leider gibt es Menschen wie Heike zu Hauf. Nach meiner Meinung ist sie unbewusst unsicher oder ängstlich mit dem Thema und nicht bereit oder fähig, über die Grenzen ihres gedanklichen Schrebergartens hinauszudenken. (No offense Heike, das geht ganz vielen so und ich respektiere Deine Meinung, meine ist aber eine andere). Der Satz mit den Stempeln in deutscher Sprache ist hier völlig treffend – wie wäre es für Heike, wenn es nur Stempel in Hindi oder griechischen Buchstaben gäbe, die sie nicht versteht und mit denen sie sich nicht identifiziert? Würde sie dann ihr Hobby aufgeben?

    Da Menschen Unsicherheiten nur ungern zugeben, haut sie lieber eine rückwärtsgewandte “Meinung” heraus, ohne wirklich ehrlich über das Thema nachzudenken. Zeigt auch der Satz, dass sie sich auf einem Bastelblog nicht mit Politik auseinandersetzen will. Dabei geht es eigentlich gar nicht um Politik, sondern um einen besseren Umgang miteinander als Gesellschaft, auf Augenhöhe. Und da mag sie scheinbar nichts zu beitragen, was ihr natürlich freigestellt ist.

    Aber: Dein Blog, Anka, Deine Meinung. Punkt. Ich finde es anmaßend, dass Heike Deinen Beitrag als unnötig bewertet. Im Gegenteil, genau wegen solcher Kommentare ist er nötiger den je.

    Und der Satz, dass Muslime nichts von Christen kaufen würden, ist einfach nur dumm und voller Vorurteile. Das wäre genauso, als würde sie schreiben, dass Evangelische nie bei Juden einkaufen wollen.

    LG Tina

    1. Hallo liebe Tina,
      danke erstmal für deine ausführliche Antwort. Ich merke, daß dich das Thema „anfaßt“. Wahrscheinlich, weil du über deine Freundin mit der Problematik eher konfrontiert wurdest als beispielsweise Heike. Die Beispiele, die sich deine Freundin anhören mußte finde ich unfaßbar!! Ich halte es für total wichtig, sich gelegentlich in die Situation anderer hinein zu versetzen und allgemeine Situationen oder auch das eigene Verhalten und Denken zu hinterfragen. Und ich finde nicht, daß das Freizeitbereiche oder Hobbies ausklammern sollte. Diskriminierung passiert ja nicht ausschließlich nur im Berufsleben.

      Daß Diskriminierung sich nicht nur auf Rassismus gegen people of color beschränkt, ist leider auch Fakt. Ich denke da z.B. an gleichgeschlechtliche Hochzeitspaare. Auch da hätte ich wieder Schwierigkeiten, passende Stempelmotive zu finden. Wahrscheinlich müßte ich welche auseinander schneiden und wieder neu zusammenkleben… Ich bin der Meinung, wir sollten auch Menschen nicht per se ausschließen, die nicht dem bisher traditionell als „üblich“ angesehenen Lebensmodell entsprechen, aus einem anderen Kulturkreis kommen oder vielleicht nur anders aussehen als man selber.

      Wenn ich Hersteller von Scrapbooking-Materialien wäre, ich würde es durchaus mal ausprobieren. Warum nicht mal ein Stempelset, ein paar Papiere versuchsweise auf den Markt werfen? Man muß ja nicht gleich die komplette Kollektion umstellen. Und ich würde es auch gar nicht speziell bewerben, einfach anbieten. Letztlich sollte es ja auch nichts Besonderes sein, sondern etwas Selbstverständliches. Es könnte gut sein, daß man plötzlich ganz neue Kundenkreise auftut. Oder sogar besonders abgefeiert wird, weil man eben der Erste ist, der das anbietet. Ich würde es auf einen Versuch ankommen lassen.

      Nichtsdestotrotz hat natürlich jeder die Freiheit, einfach wegzuklicken, wenn einem so ein Thema nicht zusagt. Nichts leichter als das. Aber wie du richtig angemerkt hast, liebe Tina, das hier ist mein Blog und da darf ich machen, was ich will. 😉 Insofern werde ich auch in Zukunft immer mal wieder meine Meinung äußern, wenn ich das für notwendig erachte. 🙂

      Liebe Grüße
      Anka

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